Myanmar: Die aktuelle Lage nach dem Erdbeben
Es war in Myanmar das verheerendste Erdbeben seit Jahrzehnten. Bei dem Beben mit einer Stärke von 7,7 haben Tausende Familien ihr Zuhause verloren und müssen nun im Freien schlafen. Auch die Infrastruktur ist in vielen Regionen komplett zusammengebrochen: Schulen, Krankenhäuser, Stromversorgung. Dörfer sind abgeschnitten, weil keine Brücke oder Straße mehr zu ihnen führt.
Zwei Wochen danach, am 13. April, hat dann noch ein zweites Beben mit einer Stärke von 5,6 das Land erschüttert. Wieder lag das Epizentrum nahe der Stadt Mandalay.
Nach Angaben staatlicher Medien in Myanmar wurden bislang mehr als 3.700 Tote gezählt, darunter viele Kinder. Die tatsächliche Zahl der Toten ist aber wohl noch höher, zumal auch noch etwa 200 Menschen als vermisst gelten. Mehr als 5.000 Menschen sind verletzt, viele davon schwer. Wie groß die Zahl der Kinder unter ihnen ist, wird von offizieller Stelle nicht genannt. Auch in Thailand gibt es Opfer. In Bangkok stürzte ein Hochhaus ein, dabei wurden mindestens 22 Menschen getötet, und es gibt noch viele Vermisste.
Kinder in Myanmar sind in dieser Situation besonders gefährdet: Viele brauchen medizinische Versorgung und psychologische Betreuung. Nach Angaben von Unicef sind 2,7 Millionen Kinder besonders stark von den Auswirkungen des Erdbebens betroffen. Schon vor dem Erdbeben waren nach Schätzungen der UN-Organisation mehr als 6,5 Millionen Kinder in Myanmar auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die WHO hat für Myanmar die Stufe 3, die höchste Notfallstufe, ausgerufen. Ziel sei es vor allem, in den kommenden Wochen Krankheitsausbrüche zu vermeiden. Das Risiko ist hoch, denn die Strom- und Wasserversorgung ist vielerorts unterbrochen. Dadurch ist auch die Versorgung der Menschen erschwert, und Krankheiten können sich leichter ausbreiten.
Viele internationale und lokale Rettungsteams sind vor Ort, um jetzt lebensrettende Hilfe zu leisten. Die EU hat eine Luftbrücke eingerichtet. Die Rettungsarbeiten werden derzeit allerdings deutlich erschwert, weil es einige Tage nach dem Erdbeben heftige Regenfälle gab und weiterer Regen erwartet wird. Für die Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind, ist das besonders schwerwiegend, weil provisorische Zeltlager und Zeltkliniken durch den Regen zerstört oder beschädigt sind. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben noch immer etwa 60.000 Menschen im Katastrophengebiet in Zeltlagern, weil ihre Wohnungen oder Häuser zerstört sind.


Die Rettungskräfte arbeiten auch wegen des Bürgerkriegs unter erschwerten Bedingungen. Tagelang war auch der Kontakt zur Partnerorganisation der Kindernothilfe in Myanmar abgeschnitten. Das Projekt arbeitet etwa 320 Kilometer östlich von der vom Erdbeben besonders betroffenen Stadt Mandalay. Die Kindernothilfe hat inzwischen aber Kontakt und erfahren, dass die Kinder und Mitarbeitenden im Projekt nicht unmittelbar vom Erdbeben betroffen sind. Nach den Auskünften der Partner gibt es dort keine Toten und Verletzten.
Die Kindernothilfe arbeitet als NGO nicht mit der Regierung zusammen, sondern direkt mit den lokalen Partnern, um so sicherzustellen, dass die Hilfe auch ankommt. Sie ist derzeit auch mit einer Partnerorganisation in Yangon (früher Ragun) über ein größeres Hilfsprojekt im Austausch. Es geht dabei um dringend benötigte Nahrungsmittel, Hygieneartikel und psychosoziale Unterstützung für Kinder.
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