Klimawandel, Mangelernährung, Schutzlosigkeit: zur Situation von Kindern in Eswatini
Text: Lorenz Töpperwien und Gunhild Aiyub, Fotos: Kieron Crawley, Ralf Krämer und Silvia Beyer
„Eines der Hauptprobleme von Kindern in Eswatini betrifft ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, und das ist Nahrung“, sagt Enock Dlamini. Der Direktor des eswatinischen Kindernothilfepartners ACAT (Africa Cooperative Action Trust) kam zu Gesprächen in die Kindernothilfe-Geschäftsstelle. „Für Kinder ist das Problem jedoch schlimmer: Es geht nicht darum, dass sie irgendein Essen bekommen, sondern es muss nährstoffreich sein, weil sie noch im Wachstum sind. Fehlen diese Nährstoffe, beeinträchtigt das ihre Entwicklung, und sie können sich auch in der Schule nur schlecht konzentrieren. Vor allem in Zeiten des Klimawandels wird unsere Nahrungsmittelproduktion in Eswatini zu einer Herausforderung.“
Das kleine Land im Süden Afrikas ist überwiegend ländlich geprägt, und viele Familien sind von den Erträgen der Landwirtschaft abhängig. Aber auch Eswatini leidet seit Jahren unter Dürrezeiten und Ernteausfällen und bringt damit viele Kleinbauern an den Rand ihrer Existenz. „Ich will nicht so tun, als sei Eswatini das einzige Land, das vom Klimawandel betroffen ist“, sagt Enock Dlamini. „Ich weiß, dass jedes Land auf die eine oder andere Weise betroffen ist. Das Wetter ist unberechenbar geworden. Früher konnten die Wetterexperten vorhersagen, dass es heute Abend leicht regnen wird, aber dann wird dieser leichte Regen plötzlich zu einem Sturm! Der Klimawandel beeinträchtigt unsere Nahrungsmittelproduktion, und es kommt zu Engpässen. Die Umwelt wird geschädigt, der starke Regen spült die Erde weg, es kommt zu Bodenerosion. Das wirkt sich auf das Leben der Menschen aus.“
Der ACAT-Direktor sieht nur eine Chance: wenn sich alle zusammentun, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen. „Es ist ein schwieriges Phänomen, denn das meiste, was passiert, unterscheidet sich ziemlich von den Theorien, die wir als Landwirtschaftsfachleute gelernt haben. Und deshalb müssen wir neu lernen, das Phänomen zu verstehen. Die Jahreszeiten werden durch die klimatischen Unterschiede geschaffen - im Winter muss es in Eswatini kalt und trocken sein, im Sommer regnet es. Aber durch den Klimawandel ist das durcheinandergeraten. Er hat zwei Gesichter: das der Dürre und das des Regens, der Überschwemmungen bringt.“
Modellfarmerin Josphinah Similane trotzt dem Klimawandel
Die Organisation ACAT ist die Begründerin von Spar- und Kreditgenossenschaften (SACCO) in Eswatini, die es seit 1982 gibt. Kommen die Frauen in diesen Genossenschaften besser mit den Folgen des Klimawandels zurecht? Dazu ein Beispiel: Die Organisation ACAT ist die Begründerin von Spar- und Kreditgenossenschaften (SACCO) in Eswatini, die es seit 1982 gibt. Kommen die Frauen in diesen Genossenschaften besser mit den Folgen des Klimawandels zurecht? Dazu ein Beispiel: Josephinah Similane aus der Shiselweni Region musste früher bei ihren Nachbarn um Essen betteln, um ihre Kinder durchzubringen. Heute ist sie dank ACAT und ihrer SACCO-Gruppe eine erfolgreiche Farmerin. Sie wurde Mitglied einer Gruppe, zu der sich viele Frauen zusammengeschlossen hatten. Es waren immer nur Minibeträge, die sie zu den Treffen mitbrachten. Doch langsam wuchs das Guthaben. Der erste Kredit wurde vergeben, jede Frau kam mal dran. Josephinah konnte auf einmal ein größeres Feld bewirtschaften. aus der Shiselweni Region musste früher bei ihren Nachbarn um Essen betteln, um ihre Kinder durchzubringen. Heute ist sie dank ACAT und ihrer SACCO-Gruppe eine erfolgreiche Farmerin. Sie wurde Mitglied einer Gruppe, zu der sich viele Frauen zusammengeschlossen hatten. Es waren immer nur Minibeträge, die sie zu den Treffen mitbrachten. Doch langsam wuchs das Guthaben. Der erste Kredit wurde vergeben, jede Frau kam mal dran. Josephinah konnte auf einmal ein größeres Feld bewirtschaften.
ACAT brachte den Frauen auch das nötige Know-how bei: säen und pflanzen, was und wo es am besten wächst, den größten Ertrag bringt und gewinnbringend verkauft werden kann. 2009 wurde sie bei der Wahl zur Farmerin des Jahres in der Shiselweni Region Dritte und gewann Preise im Wert von 1.800 Euro, darunter eine Bewässerungsanlage für ihre Felder. „Haushalte wie der von Josephinah Similane können die Folgen des Klimawandels mildern“, ist sich Enock Dlamini sicher. „Sie baut z. B. Bananen an. Die Stauden verringern die Bodenerosion, und bei starken Regenfällen können sie sehr viel Wasser aufnehmen. Die Schulungen, die wir den Frauen in den SACCO-Gruppen geben, bereiten sie darauf vor, wie sie die Folgen des Klimawandels für sich abschwächen können.“
In Eswatini stagniert die HIV-Infektionsrate
Kinder brauchen Schutz
Zuerst die Schule abschließen, dann schwanger werden
ACAT motiviert Kinder, sich zu Kinderrechte-Clubs zusammenzuschließen, gemeinsam Zeit zu verbringen, über wichtige Themen zu diskutieren, die ihr Leben betreffen. Dazu werden auch schon mal wichtige Leute aus dem Dorf eingeladen, die Entscheidungen treffen können. Mit denen reden sie z. B. darüber, dass eine Brücke über einen bestimmten Fluss gebaut werden muss, damit sie bei Hochwasser zur Schule gehen können.
Schule und Bildung sind ein wichtiges Anliegen für die Kinderrechte-Clubs. Die 17-jährige Gabsile kommt aus bitterarmen Verhältnissen. Sie trommelt die Kinder aus ihrem Kinderrechte-Club regelmäßig zusammen, immer wieder beschwört sie sie geradezu, dass sie Rechte haben und dass Bildung bei ihnen an erster Stelle stehen muss. Das hat sie bei ACAT gelernt, und auch, wie man eine Gruppe leitet. ACAT hat ihr Potenzial erkannt und sie gefördert. Bei jedem Treffen tragen Gruppenmitglieder ein Thema vor, auf das sie sich vorbereitet haben – z. B. Teenagerschwangerschaften, ein häufiger Grund für den Ausstieg aus der Schule. „Education first, children later“ (Bildung zuerst, Kinder später), ist die Botschaft der Gruppe und viel wirksamer, da sie von Gleichaltrigen kommt und nicht von einem Erwachsenen mit erhobenem Zeigefinger.
„Die Kinder geben uns bei diesen Treffen ein Feedback darüber, was ihrer Meinung nach in ihrer Dorfgemeinde wichtig ist. Und sie hören auch zu, wenn wir mit ihnen reden“, sagt Enock Dlamini.